Gauder Akustik Cassiano Final Edition
10.000,00 €
Beschreibung
Erfolgsmodell Cassiano!
Auf 25 Paar Limitiert!!! Final Edition!!!
Stereo Test 03/2022
Michael Lang
Eric Clapton, mittlerweile 75 Jahre alt,
hat kürzlich ein neues Album fertig-
gestellt, das vielleicht zum Besten
zählt, was er je gemacht hat. Völlig ent-
spannt will „Mr. Slowhand“ der Welt nichts
mehr beweisen, sondern einfach die Musik
machen, die ihm gefällt und den Nerv des
Publikums trifft.
Dr. Roland Gauder, Gründer und Chef
der gleichnamigen, in der Nähe von Stutt-
gart ansässigen Boxenschmiede und gut ein
Jahrzehnt jünger als die englische Gitarren-
legende, scheint einen ähnlichen Werdegang
hinzulegen, denn je älter der Doktor der Phy-
sik wird, desto souveräner, entspannter und
überzeugender klingen seine Kreationen.
Viele Jahre entwickelte und baute er
Boxen unter dem Namen Isophon, bis er
sich 2013 entschloss, unter seinem eige-
nen Namen Lautsprecher anzubieten. Seit-
dem scheint nochmals ein Knoten bei ihm
geplatzt zu sein, denn aus dem Schatten
seiner weltweit beliebten, teils legendären
Modelle wie der „Vertigo“ ist er seitdem ent-
schlossen und erfolgreich herausgetreten. Er
hat optisch und technologisch einige große
Schritte nach vorne getan und eine Armada
von Lautsprechern in den Preisklassen von
3000 bis rund 200.000 Euro präsentiert, die
ihn endgültig in die Liga der weltbesten Ent-
wickler katapultiert haben.
Das erfolgreichste Modell in dieser Zeit
wurde dabei seit ihrem Erscheinen 2005 die
Cassiano in ihren diversen, immer weiter
verfeinerten Entwicklungsstufen, deren ulti-
mative und finale Version nun in einer aus-
schließlich in Deutschland erhältlichen und
auf 25 Paar limitierten Auflage zum Test
erschien.
Die klangliche Rezeptur, das wurde bereits
beim Set-up klar, das Roland Gauder und
Vertriebsleiter Volker Specht persönlich vor-
nahmen, ist dabei eine Melange aus unge-
heuer schneller Impulsverarbeitung und
einer Durchhörbarkeit quer übers Frequenz-
band, wie man sie nicht alle Tage zu hören
bekommt. Jeff Beck spielte 2017 in der Hol-
lywood Bowl, als Gast war unter anderen
auch die Bluesrocksängerin Beth Hart zuge-
gen, als Beck sich an Prince’ „Purple Rain“
erfolgreich versuchte. Getragen von der
rauen, kraftvollen Stimme Harts geht es bei
der Instrumentierung teils recht komplex und
dynamisch ziemlich fordernd zu. Die Cas-
siano bleibt gelassen, zeigt ein Detail hier,
lenkt die Aufmerksamkeit auf eine andere
musikalische Delikatesse dort, verliert sich
aber nicht in akustischer Erbsenzählerei, son-
dern bleibt immer dem Song und der Inten-
tion des Künstlers als Ganzes verpflichtet.
Impulse kommen mit einer Genauigkeit und
derartigem Speed aus den Boxen, dass man
sich zeitweise fragt, was andere Lautsprecher
in dieser Preisliga so machen, während die
Cassiano längst auf dem Weg zum nächsten
Klangereignis, in unserem Fall Becks „Space
For The Papa“ in einer Live-Aufnahme,
unterwegs ist.
Nicht nur schnell
Impulstreue und Schnelligkeit sind ja was
Feines und tragen zweifellos zur Faszination
einer Darbietung einen wesentlichen Teil
bei, nutzen aber für sich stehend ziemlich
wenig, wenn nicht einige andere Eigenschaf-
ten ebenso überzeugend vorhanden sind. Wir
begaben uns also auf die Suche nach natür-
lichen Klangfarben, nach der Fähigkeit, das
Klangbild vom Lautsprecher zu lösen und
einigem mehr, auf das wir gleich noch zu
sprechen kommen werden.
Doch zunächst einmal holten wir uns
Leonhard Bernstein mit den New Yorker
Philharmonikern ins Haus. In souveräner
Manier wurde uns vom leider längst ver-
storbenen Meister des Taktstocks die „Peer
Gynt Suite“ von Edvard Grieg kredenzt, wie
die Darbietung über die Cassiano deutlich
machte. Egal, ob bei der berühmten Eröff-
nung „Morgenstimmung“, die überwiegend
zart den Tag beginnt und das Farbenspiel des
Sonnenaufgangs musikalisch nachvollzieht,
oder später beim Besuch „In the Hall of the
Mountain King“, in dem es wahrhaft majes-
tätisch und kraftvoll zugeht, man die
zarten Zwischentöne trotzdem feinst
ziseliert wahrzunehmen vermag – die
Gauder’sche Schöpfung ließ nichts
anbrennen und zeigte alle Facetten
des musikalischen Schauspiels. Nichts
verschmierte, nichts wurde zugedeckt,
nichts dröhnte, nichts nervte. Kein Wun-
der, denn bei geschlossenen Augen war
die Illusion eines nicht existenten Laut-
sprechers ziemlich perfekt.
Mit Leichtigkeit spannte sich die Bühne
links und rechts von den Boxen auf, zeigte
sich wild entschlossen, die Konturen der ein-
zelnen Schallereignisse dabei sehr präzise
umrissen darzustellen, ihnen Gestalt und Kör-
per zu verleihen – und auch der Tiefenstaffe-
lung zu ihrem Recht zu verhelfen. Um es kurz
zu machen: Die räumliche Darstellung ist so
weit und zugleich ortungsscharf, wie es nur
wenige Lautsprecher vermögen.
All das gelang dem jüngsten Schwaben-
streich, ohne im Bass auf „dicke Hose“ zu
machen und mit überschüssiger Energie den
Hörraum zu fluten. Gerade in diesem Bereich
wirkte dann auch eine ganz frische Idee von
Gauder sehr positiv: eine steckbare Anpas-
sung an den Bassbereich in mehreren feinen
Stufen, um die Energie sehr genau auf den
Raum und die Aufstellungsbedingungen anzu-
passen. Wer dachte, das sei auf passive Weise
kaum sinnvoll zu realisieren, den widerlegt
die Erfahrung einer Hörsession. Gauder zeigt
hier, was man mit einer passiven Bassre-
flexbox, gänzlich ohne DSP und der damit
zwangsweise verbundenen Digitalisierung des
Signals, bewirken kann.
Bassanpassung ohne DSP
Wie gut das funktioniert, wurde uns bewusst,
als wir Charlie Haden mit „Message To A
Friend“ vom grandiosen Album „Missouri
Sky“ am Kontrabass hörten, während Pat
Metheny die Gitarre streichelte und zupfte.
Der Kontrabass ist hier sehr authentisch
und machtvoll in all seiner Größe, all sei-
nem Volumen eingefangen, während die mit
reichlich Hall aufgenommene Gitarre einen
interessanten Gegenpol zum die Melodie
spielenden Bass darstellt. Je nachdem, wel-
ches Anpassungsmodul wir eingesteckt hat-
ten, reichte die Wiedergabe von „zu fett,
fast dröhnend“ bis hin zu „oh, jetzt wird’s
aber eine Spur zu dünn“ – bis das exakt pas-
sende Modul ausfindig gemacht war und
alles wie aus einem Guss tönte. Besonders
faszinierend dabei, wie der die allermeis-
ten Lautsprecher vor unlösbare Widersprü-
che stellende Anspruch zwischen ultimativer
Hochtonauflösung ohne auch nur den gerings-
ten Anflug von Schärfe gelöst wurde. Ein
Merkmal, das nach unserer Erfahrung sämt-
liche mit dem aktuellen Accuton-Diaman-
thochtöner bestückten Gauder-Boxen aus-
zeichnet.
Diese Unauffälligkeit über alle Frequenz-
bereiche, die einhergeht mit einer Homoge-
nität, die an die Perfektion eines Wasserbal-
letts mit Esther Williams erinnert, macht
auch diese Gauder zu einem ganz besonderen
Lautsprecher. Die Handschrift des Entwick-
lers ist heraushörbar, wie es nur bei wenigen
Meistern ihres Fachs der Fall ist. Wobei hin-
zugefügt werden muss, dass es sich hier kei-
nesfalls um einen eingefärbten Sound han-
delt, der der Box ihren Charakter verleiht,
sondern es genau die Abwesenheit jeglichen
„Sounds“ ist, die die Cassiano so aus der
Masse herausragen lässt.
Strengste Selektion
Doch wie gelingt es Roland Gauder mit
Zutaten, die sich zumindest auf den ersten
Blick kaum grundlegend von den Rezepturen
anderer Hersteller unterscheiden, deren Pro-
dukten klanglich derart den Schneid abzu-
kaufen, dabei auch noch optisch verträglich,
vielleicht sogar attraktiv daherzukommen?
Und auch noch praxistaugliche Lösungen
für die akustische Anpassung an Raum- und
Aufstellbedingungen zu bieten?
Ganz weit vorne in der Verantwortung für
die räumliche Darstellung ist ziemlich sicher
die für das Jubiläumsmodell vorgenommene,
extrem streng selektierte Chassisauswahl. Ein
Kriterium, das allen Anhängern britischer
Studiomonitore wohlvertraut in den Ohren
klingen dürfte, bestand die BBC in ihren
Pflichtenheften doch seit jeher darauf, dass
eine Box wie die andere zu klingen habe.
Die Tieftöner als auch der speziell gedämmte
Mitteltöner unterscheiden sich in ihrem
Selektionsgrad nochmal von den ohnehin
schon hervorragenden „normalen“ Cassiano.
Beim Diamanthochtöner, für den andere
Hersteller auch ohne eine ähnlich strikte
paarweise Auslese gern mal den doppelten
Preis wie Gauder aufrufen, kommen exakt
die Modelle zum Einsatz, die sich sonst nur
in den sündteuren DARC-Modellen finden.
Beste WBT-Terminals und die Spikeextender
finden sich hier ebenfalls. Und zur Abrun-
dung ist all das inklusive Hochglanzlackie-
rung für Sparfüchse auch noch 2000 Euro
günstiger, als es unter normalen Umständen
der Fall wäre.
Richtig gerechnet
All das, was Schnelligkeit, Impulsivität,
Timing und auch Homogenität jenseits der
Chassisqualität ausmacht und als Nebenef-
fekt auch noch die Raumabbildung in die
Dreidimensionalität überführt, findet sich im
Inneren und ist das Ergebnis letzter mathe-
matischer Überlegungen und Beweisführung,
die Dr. Roland Gauder während des letzten
Corona-Lockdowns geführt hat.
Gauder hat in seine auf vier Platinen
aufgeteilte und mit insgesamt 47 Bautei-
len bestückte steilflankige, symmetrische
60-dB-Weichenarchitektur nun auch noch
eine Zeitkorrektur integriert, die, so der Phy-
siker, für beste Phasengenauigkeit und eine
äußerst präzise Sprungantwort sorge.
Da wir diese Form des Weichen-Updates
bereits bei der DARC 100 kennenlernen
durften, wissen wir, dass die Frequenzweiche
hier einen derart elementaren Beitrag zum
Gesamtergebnis leistet, dass man ihn gar
nicht hoch genug einschätzen kann.
Wenn Sie sich also mit dem Gedan-
ken tragen, in den kommenden Monaten
eine deutliche klangliche Aufwertung Ihres
HiFi-Systems vorzunehmen, sollten Sie
Ihre Entscheidung nicht treffen, ohne die ab
April im Handel zu findende „Final Edition“
gehört zu haben.